Vortragsreihe
The Weimar Republic of Yiddihland

28.7.-2.8., 16:00 – 16:45 @OMA

Das Thema des YSW 2019, The Weimar Republic of Yiddishland, öffnet die ersten Seiten eines unglaublich vielseitigen und umfangreichen Kapitels jüdischer und jiddischer Kulturgeschichte. Unsere Vortragsreihe wird hier neue Einblicke vermitteln und neue Fragen aufwerfen. Wir freuens uns auf sechs international bekannte Vortragende und ihre Themen!
Die Vorträge sind auf eine Dauer von 45 Minuten ausgelegt. Nach einer kurzen Pause laden wir dann, moderiert von Dr. Alan Bern, zu einer gemeinsamen Diskussionsrunde der Vortragenden und Besucher*innen ein.

Eintritt frei

28.7. So
Der eyntsiker vofn iz di pen ... (Die einzige Waffe ist der Stift ...)
Jiddischland: Republik zwischen Worten und Werten
mit Dr. Diana Matut

Jiddisch war (und ist) eine staatenlose Sprache,  die vor 1933 von über 11 Millionen Menschen in verschiedenen Nationalstaaten weltweit gesprochen wurde. Vor dem Hintergrund waffenklirrender Staatlichkeiten und (erwachender) Nationalismen der Zwischenkriegszeit konzipierten die Architekten der „jiddischen Nation“ einen alternativen Raum der Identität auf Basis von Kunst, Literatur und Sprache. „Jiddischland“ entstand als virtueller, pan-europäischer oder gar weltweiter Raum überall da, wo Menschen um die Werte der jiddisch-sprachigen Nation ohne Grenzen rangen, „bewaffnet“ nur mit Stift, Wort und Klang.
Dieser Vortrag möchte Jiddischland als umfassendes Konzept einführend darstellen. Im weiteren Verlauf des Yiddish Summer werden weitere Teilaspekte stärker fokussiert.


29.7. Mo
Das Purimspiel – eine alles verändernder, seismischer Ausbruch jiddischer Populärkultur
mit Mendy Cahan




30.7. Di
Do vert geboyrn a naye velt! (Eine neue Welt wird geboren!) Jiddische Kulturpolitik zwischen den Weltkriegen
mit Dr. Karolina Szymaniak

Der Vortrag spürt den Strömungen, Programmen und Debatten nach, die jiddische Kultur zwischen den Kriegen aus Sicht der modernistischen Literatur und ihrer wichtigsten Institutionen prägten. Von den Avantgarde-Bewegungen der frühen 1920er bis zu den radikalen Gruppen der 1930er wird Dr. Karolina Szymaniak die Vielfalt der jiddischen Zwischenkriegs-Szene in Osteuropa unter die Lupe nehmen. Hierzu gehört ihre historische Entwicklungen und innere Tendenzen sowie ein ein Überblick über das Wirrwarr an politischen Verbindungen, Zugehörigkeiten, Parteien und Strategien, wie etwa der Allgemeine jüdische Arbeiterbund oder der sozialistische Zionismus.


31.7. Mi
Nicht deutsch - jiddisch!
mit Michael Wex

Jiddisch ist ganz und gar nicht deutsch. Michael Wex, New-York-Times-Bestseller-Autor und weltbekannter Jiddischist, zeigt uns warum. Wie verleiht Jiddisch mittelhochdeutschen Wörtern und Ausdrücken einen eigenen Dreh? Wie reflektiert das die Brille der Weltsicht? Welche Nuancen stecken in den jiddischen Wörtern, die mit dem Deutschen gemeinsame Wurzeln haben, in der feinen Unterscheidung zu den scheinbar bedeutungsgleichen hebräisch- oder slawisch-stämmigen Wörtern? Michael Wex untersucht für uns die subversive Sprachpolitik des Jiddischen als Desintegration aus dem Deutschen und seine Widerstandskraft gegen die Assimilation ins Deutsche. Denn die Trennungsgeschichte zwischen deutsch und jiddisch in der Frühen Neuzeit hat dem Diskurs um ‚Leitkultur’ und ‚Integration’ heute etwas zu sagen.


1.8. Do
Leben in der "Republik Lear" - Das Weimarer Berlin in den Texten jüdischer
Migrantinnen und Migranten aus dem östlichen Europa
mit Anne-Christin Saß

Im Mittelpunkt des Vortrages stehen die weitgehend unbekannten, aber überaus scharfsichtigen Gesellschaftsanalysen jiddischsprachiger Migranten, die in den 1920er Jahren in Berlin lebten. Ihre Reportagen und Feuilletonartikel, meist auf Jiddisch für ein jüdisches Publikum in den USA
und Osteuropa verfasst, zeichnen ein bemerkenswertes Panorama der deutschen Gesellschaft zwischen Aufbruch und Krise.


2.8. Fr
Ein Funke Jiddischland: Das Pariser Jiddischzentrum – Medem Bibliothek
mit Tal Hever-Chybowsky

Tal Hever-Chybowski, der Leiter des Pariser  Jiddischzentrums - Medem Bibliothek, spricht darüber, wie sich eine bundistische Bibliothek in Paris zum größten europäischen Jiddischzentrum entwickelte konnte. Das Maison de la Culture Yiddish bildet neue Generationen von Jiddischist*innen aus, publiziert jiddische Wörterbücher und organisiert Programme, Seminare und Konferenzen überall in Europa.